Jim ist ein Freund des Good Times Surf Shops und versucht uns hier eine unvergessliche Zeit zu bereiten, in dem er immer diese Sonderziele und Spezialdinge ins Leben ruft. Heute steht deshalb ein Surf-Boot-Trip zum Colorado Beach an. Hier surfen normalerweise die absoluten Pro's (wenn ich nicht da bin - hahahaa).
Dieser Trip kostet uns übrigen 25$, eine normale Fahrt zum Hermosa oder Madeira Beach kostet 10$ oder 5$. Bei mir kommen immer noch 10$ fürs Board an Miete dazu. Und wenn ich Unterricht haben möchte auch noch 15$ dafür... (Nicht ganz billig der Spaß, aber er ist es mir wert).
Nun gut - Colorado ist ziemlich weit weg, weshalb wir erst mal recht lange mit dem Boot gefahren sind. Alleine dafür hat sich das Geld schon gelohnt. Wir sind an riesigen Felsformationen vorbeigefahren und konnten die unberührte Landschaft bestaunen. Zum Zeitvertreib hatten wir hinten noch zwei Angeln ausgeworfen und tatsächlich zwei White-Tunas gefangen.
Schon kurz vor der Ankunft am Colorado Beach haben wir die krassen Wellen gespürt. Wir haben dann das Boot weit weg vom Strand (quasi hinter den Surfern) auf dem Wasser platziert, damit alle mit den Boards rausspringen konnten. Das Boot hat dort geankert und auf uns gewartet.
Nach ein paar letzten hilfreichen Instruktionen ging es dann los - ab ins Wasser. Mein Anfangsgedanke... Oh mein Gott! Worauf habe ich mich da eingelassen?
Wir sind erst mal in die Zone gepaddelt, wo die Wellen sich zwar schon zu Monstern formen, aber noch nicht brechen, so dass wir normal drüber gleiten können. Je näher wir kamen, desto klarer wurde das Ausmaß der krassen Wellen.
Jim hat mir und Jay ungelogen bestimmt 30 mal gesagt, dass das zu krasse Wellen sind, wir jeder Zeit alles im Blick behalten müssen und wir die Situation nicht unterschätzen sollen. Der Ozean kann ganz schön gefährlich sein. Im Grunde hat er uns davon abgeraten zu versuchen eine Welle zu bekommen...
Immer und immer wieder! Wir haben uns das Spektakel also aus einer halbsicheren Entfernung angeschaut. Immer wieder kamen höhere und noch schnellere Wellen, so dass wir immer wieder entgegenpaddeln mussten, um nicht in den Zeitpunkt des Bruches zu geraten.
Das Schauspiel der Pro's war krass aus der Nähe zu sehen - auch wenn es nur von hinten war. Teilweise hat es die auch ganz schön verrissen.
Nun ja, wir haben also schon recht lange paddelnd auf dem Wasser verbracht und K und Jim haben auf die richtige Welle gewartet. Irgendwie hatte ich aber doch auch Lust an diesem Tag zu surfen... Tjaja... Wer mich kennt, der weiß ja auch, dass die liebe Julia nur lernt, indem sie mit den Fingerchen auf die heiße Herdplatte packt...
Jim hatte kurz vorher eine Welle genommen, weshalb keiner da war, um mich aufzuhalten. Mein Problem ist, dass ich die Wellen noch nicht richtig lesen kann und ich immer nur krasse Wellen als "perfekt geeignet" identifiziere, weil die schon kurz vorm brechen sind. Und dann kamen Mut und Monsterwelle zusammen... Ich habe es auf die Welle geschafft, aber sie ist genau unter mir zusammengebrochen und damit hat es mich so dermaßen zerrissen, dass ich froh bin, noch diese Zeilen schreiben zu können.
Ich bin also samt meinem Board genau in den Bruch der Welle geraten und sie hat mich mehrere Saltos unter Wasser drehen lassen. Ich habe das Board einfach nur wegfliegen lassen und meine Arme schützend auf meinen Kopf gelegt, damit ich vor dem Board geschützt bin. Ich habe mich wir eine Kugel im Wasser gedreht, denn ein rauskommen war nicht in Sicht. Keine Ahnung, wie lange ich unter Wasser war. Die anderen haben mir gesagt, dass mich anschließend noch eine Doppelwelle erfasst hat... Als ich endlich Luft holen konnte, kam schon die nächste Welle und das ging immer so weiter. Einmal in die Zone reingeraten, geht es immer so weiter. Ich hatte mich psychisch so weit im Griff, dass ich keine Panik hatte und klar denken konnte. Immer wieder habe ich mein Board geschnappt, um mich festzuhalten, draufzukommen und versucht aus den heftigen Wellen rauszupaddeln. Keine Chance - ich wurde immer wieder zerschmettert. Ok - was mache ich? Es gibt 2 Möglichkeiten:
1. ich versuche nochmal alle Kräfte aus mir rauszuholen und rauszupaddeln
2. ich lasse mich an den Strand spülen, mache eine Pause und versuche es dann mit neuen Kräften
Ich habe mich für 2. entschieden, weil ich einfach kraftlos war. Auf dem Weg zum Strand habe ich gespürt, dass ich die letzten Minuten schon hätte stehen können, aber das habe ich in dem Moment nicht realisiert. Egal - der Entschluss stand fest und es war der richtige.
Ich habe am Strand erst mal aufgeatmet und mir das Spektakel von vorne angesehen. Mein Gott! Was für Wellen, was für kurze Abstände und was für krasse Surfer! Mein Ausflug an den Strand hat sich also gelohnt ;-).
Aber Spaß mal bei Seite... Der schwierigste Teil stand mir jetzt noch bevor, denn ich musste mich durch diese tosenden Wellen zurück zum Boot kämpfen! Ich wollte erst an die Stelle am Strand laufen, wo ich den kürzesten Weg zum Boot habe - vergiss es! Dort waren die Wellen am krassesten! Nächste Strategie - ich gehe dort hin, wo die Wellen am seichtesten zu sein scheinen und Paddel dann später draußen auf dem Meer wo die Wellen nicht mehr brechen zurück zum Boot.
Selbst die kleinen Wellen, die am Strand ankommen, haben mein Board in die Luft gewirbelt, wenn ich es nicht richtig gehalten habe. Das kann ja was werden... Konzentration heißt das magische Wort. Wie kommen die Wellen rein? Damn - ich kann es einfach noch nicht richtig lesen. Es gibt nach mehreren heftigen Wellen immer wieder Lücken, man muss aber schon früher loslaufen, um dann rechtzeitig aufs Board aufspringen, um rauspaddeln zu können. Jim hat die ganze Zeit vom Meer aus ein Auge auf mich geworfen und gesehen, dass ich es wagen will. Er hat mir Zeichen gegeben, wann ich los laufen sollte. Auf geht's - mein persönlicher Kampf beginnt - es war mir klar, dass es schwer werden würde, aber dass ich mir beim Paddeln selbst sagen würde, paddel um dein "scheiß Leben", um nicht in den Bruch der nächsten Welle zu geraten, damit hätte ich nicht gerechnet. Immer wenn mich Jim zwischen den Wellen sehen konnte, hat er mir zugeschriehen "paddle hard Julia! Paddle hard!". Er hat glaube ich bei jeder Welle über die ich genau drüber gekommen bin sehr tief durchgeatmet. Es war ein sehr langer, weiter und harter Weg für mich, aber ich habe es geschafft. Aus der Gefahrenzone raus, hat Jim auf mich gewartet und ist mit mir ans Boot gepaddelt. Was für eine Erfahrung und was für ein Workout! Der Ozean hat mir sehr deutlich klar gemacht, dass ich einen riesen Respekt vor ihm haben sollte!
Den habe ich jetzt auch!
Das wichtigste in dieser ganzen Situation war einfach die Nerven zu bewahren. K hat danach auch gesagt, dass die meisten Unfälle dabei passieren, dass die Menschen in Panik geraten. Dadurch verunglücken dann auch die meisten Helfer.
Ich werde so was jedenfalls nicht nochmal machen - erst, wenn ich richtig surfen kann, was sicherlich noch ein paar Jahre dauern wird...
Danach sind wir noch an den Madeira Beach gefahren, da habe ich mich dann aber schwer zurückgehalten.
Am Abend haben David, Kevin und ich dann eine richtig gute Pasta gekocht und einen frischen Salat gegessen. Danach gab es noch einen leckeren Bananen-Schoko Shake von unserem Stamm Restaurant Margarita (da sind wir fast jeden Abend, da essen gehen günstiger ist, als kochen) und dann sind wir alle wie die Fliegen ins Bett gefallen.
Alles in allem war es trotzdem ein sehr schöner Tag.
Da konnte sie schon wieder lachen...
(Julia und Colin)
Die Vorbereitungen
Los geht's...
Nach dem Kampf!
Kay und Jim
Davide und Kevin
Kevin in Action
Er kann es halt...
On the way...
What a nice day...